Die Qual der Wahl beim Kinderwagenkauf … ODER … Sowas passiert doch nur uns, oder?

Als absolute Frischschwangere bekommt man ja so allerlei gute und schlechte nicht so gute Ratschläge. *schmunzel*

„Du musst unbedingt…“, „Du solltest so schnell wie möglich…“, „Du darfst auf gar keinen Fall…“! DAS sind die häufigsten Satzanfänge die man sich anhören kann, wenn die große Kunde die Runde gemacht hat.

Unerfahren wie wir waren, ließen wir uns von einigen Warnungen natürlich anstecken. Im Grunde weiß man ja, dass man nicht alles glauben sollte was „die Leute“ so sagen, aber bei dem Punkt Kinderwagenkauf und vor allem dem Aussuchen ließ ich mich baby-und hormongeschwängert nur allzu gerne anstecken. Der Nestbauantrieb setzte vielleicht ein bisschen sehr früh ein, aber dafür schlagartig, als man mir von monatelangen Lieferzeiten berichtete. Also quengelte ich den zukünftigen Papa & GG (JA, ich war schon vor der Hochzeit schwanger) schon ab der ca. 14. Schwangerschaftswoche voll, das wir UNBEDINGT gucken müssen welches Modell in mein Auto passt. Da ich bereits einen Kombi fuhr, stellte ich mir das nicht allzu schwer vor. Aber der Hinweis dass DAS absolut zu Berücksichtigen sei, war im Nachhinein gesehen ein wirklich wertvoller Tipp.

An einem Samstag nach dem Umzug (JA, wir wohnten auch noch nicht zusammen) fuhren wir also in der süddeutschen Kleinstadt, in die wir gerade aus beruflichen Gründen gezogen waren, zum ansässigen Babyausstatter. Da es der Einzige weit und breit war, verbrachte ich gefühlt die nächsten zwei Jahre dort. Ein wenig auch aus schlechtem Gewissen weil wir letztendlich den Kinderwagen dort nicht gekauft haben, aber dazu später mehr.

Wir fuhren also mit meinem Auto hin, ließen uns ausführlich beraten, machten Probefahren durch den engen Laden. Es kristallisierte sich schnell heraus, dass eigentlich nur zwei Modelle für meinen 2-Meter-Mann überhaupt nutzbar sind. Dass es sich hier um die beiden teuersten Exemplare handelte, muss ich vermutlich nicht erwähnen. *zwinker* Da aber klar war, dass wir noch weitere Kinder haben möchten, durfte es zwar das bessere, also auch stabilere, Modell sein. Wichtig war mir nur es sollte ein völlig neutrales Design haben. Mehr Vorstellungen hatte ich wirklich nicht. Erstaunlicherweise passte nur Einer wirklich gut in den Kofferraum, zumindest ohne, dass ich Ihn viel zerlegte.

Da es vor Ort keine Farbe gab die wir genommen hätten und wir auch in Ruhe über die Features wie Lenkräder, Feste Säuglingswanne, Matratze und sowas alles nachdenken wollten, bestellten wir an diesem Tag noch keinen Kinderwagen. Wir wollten wiederkommen, doch dazu kam es nicht.

Erstens kommt es anders …

Wenige Tage später rief mich meine zukünftige Stief-Schwiegermutter an. „Habt Ihr schon einen Kinderwagen?“ Ich dachte kurz ich fall vom Glauben ab. Jetzt fängt die auch noch an. *augenroll* Es klärte sich aber schnell, dass sie von einem in Ihrem Freundeskreis gehört habe, der zum Verkauf stand. Ich zögerte, denn ich wollte keinen Gebrauchten. Bei allen anderen Sachen war mir das nicht wichtig, aber beim diesem Baby-Gadget sehr wohl. Sie stellte aber genauso schnell klar, dass dieser Wagen nur 3 Wochen alt sei und nannte uns einen Preis.

Nach einer kleinen Internetrecherche, es war noch das Tüt-tüt-tüt-Piiiiiep-Modem-Zeitalter als die Recherche das eventuell online eingesparte Geld kostete, war schnell klar, dass wenn alles stimmte das ein HAMMER-Preis war.

Als wir zu den Osterfeiertagen nun von Bayern Richtung NRW fuhren dozierte ich Gründe, um klarzustellen aus welchen Gründen wir den Kinderwagenkauf NICHT tätigen würden. Die Schwiegermutter hatte für uns einen Besichtigungstermin ausgemacht und ich wollte sicher gehen, dass wir uns einig sind. Denn die zentrale Frage war ja: Warum verkauft Jemand nach nur 3 Wochen einen nagelneuen Kinderwagen. Herausgefunden hatten wir nur, dass es sich um genau den Wagen handelte den wir suchten. Wir hätten uns für genau die Rahmenfarbe und das Zubehör entschieden und die Farbe des Bezuges war neutral.

Mein Verstand schlug Purzelbäume. Ich hatte Gedanken wie: Der Bezug ist bestimmt grottenhässlich! Vielleicht hat es einen Unfall damit gegeben! Was wenn mir die Familie total Sind es Zwillinge geworden? Der schlimmste aber plausibelste Gedanke ist, dass das Kind gestorben ist. Das war für mich von Anfang an ein absolutes Ausschlusskriterium. Ich wollte auf gar keinen Fall den Wagen eines toten Babys.

… und Zweitens als man denkt.

Uns begrüßte eine sehr sympathische Familie. Er führte uns den Wagen vor während Sie uns mit Säugling auf dem Arm verbal mit Details versorgte. Der Wagen war großartig. Nicht ein einziger Kratzer, wirklich kaum genutzt, tolle neutrale Bezüge, die Lenkräder die wir wollten, eine Spitzenmatratze für die Säuglingswanne. Alles perfekt!

Dann traute ich mich die alles entscheidende Frage zu stellen: Und warum verkauft Ihr den?

Sie drucksten ein klitzekleines Bisschen herum, gaben dann aber zu:
„Er passt nicht in den Porsche!“

Nach einem kleinen gestutzten Moment, musste ich sehr grinsen und rief nur:

OK! GEKAUFT!!! EINLADEN!!!

Als uns 3 Monate vor der Geburt der heutigen TT der große Halbbruder besuchte durfte er den Testfahrer spielen.

Unsere Erstgeborene wurde dann viel zu schnell groß und brauchte schon bald die Babywanne gar nicht mehr. Wenn ich die Fotos von „damals“ durchsehe, kann ich kein Foto von Ihr darin finden. *wunder*

Als das Spanienkind dann geboren wurde, importierte ich von D nach E das passende Kiddy-Board für die große Schwester, die nach einer großen OP noch immer nur kurz laufen konnte.

Und der Sonnenschein verbrachte auch so einige Ausflüge dann schlafend in diesem Prachtexemplar, das Dir auch so EINIGE Geschichten erzählen könnte. Stürze aus dem Flugzeug, Strandspaziergänge mit Hindernissen und dem Job als Packesel.

Meine absolute Lieblingserinnerung ist aber der Morgen nach unserer Hochzeit. Um kurz vor 4:00 Uhr, nach der Party, in der Morgendämmerung, läuft ein seltsames Gespann durch den Park. Vorne ein Kinderwagen, geschoben von der glücklichen Braut im weißen Kleid, geschützt gegen die Kälte durch Sein Jackett und dahinter der grinsende Bräutigam, der die Schleppe trägt.

Davon gibt es leider nur dieses eine Foto!

In diesem Sinne: Welche Geschichte würde Dein Wagen erzählen?

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