Liebe Lehrer, ich will Euch mal was sagen! ○ Tag 17 ○ #coronatagebuch

Ich entschuldige mich schon jetzt wie lang dieser Beitrag geworden ist, aber als Mutter musste ich mir das hier mal von der Seele schreiben. Da müssen sie jetzt durch! *lach*

Bisher dachte ich ja wir hätten die aktuelle Ausnahme-Situation hier ganz gut im Griff. Dafür, dass hier plötzlich 3 Kinder den ganzen Tag in meiner Homeoffice-Firma rumturnen und plötzlich selbständig lernen sollen…

Dann aber bekam der GG gestern eine Mail der Klassenlehrerin des Spanienkindes. ER! Der noch NIE auch nur auf einem Elternabend war! Er, der nicht mal wüsste wie die Klassenlehrerin heißt! Er, der hier mit Schulkram rein GAR NIX zu tun hat. ER bekommt eine Mail von Ihr.

Und das kam so

Die Schule der beiden Großen informierte uns am Anfang der Schulschließungen, dass die Lehrer alle Aufgaben für Ihre Unterrichtsfächer in die entsprechenden Ordner der Schulcloud legen (mit denen Lehrer und Schüler schon immer arbeiten). Von dort können sie heruntergeladen, bearbeitet und wieder hochgeladen werden. Wenn die Schüler mal etwas vergessen haben sollten und die Lehrer sie über die schuleigenen E-Mail-Anschriften an etwas erinnern müssen, sollten die jeweiligen Eltern in Kopie gesetzt werden.
Nun ja, darauf hatte ich mich verlassen. 😉

Da das Spanienkind leider seit letzter Woche vom Rechner seines Vaters arbeiten muss (Seiner hat tatsächlich pünktlich zu Corona-Wir-bleiben-Zuhause-Tag 3 den Geist aufgegeben und Reparaturservice gibt’s grad nun mal nicht), hatte er eine Mail an die Klassenlehrerin über dessen Account geschrieben und so landete Ihre Antwort gestern also bei meinem Mann.

Zum Glück!

Denn der GG fragte natürlich mich, was denn da los sei. Und so begab ich mich heute Morgen mit dem Sohn auf Spurensuche und nun weiß ich, dass eben ganz und gar nicht alles so läuft wie ich das dachte. *augenroll*

Ich erzähle Ihnen mal was

Ab hier sollten nun die Lehrer mal ganz genau lesen

Unsere, bzw. meine Tage sehen so aus, dass ich morgens die Kinder etwas länger schlafen lasse, damit ich wenigstens schnell mein Firmen-Mail-Postfach durchsehen und die wichtigsten Mails bearbeiten oder -antworten kann.

Anschließend schnell Frühstücken und ab an sämtliche Schreibtische.

Der Sonnenschein wird ca. 2-3 Stunden von mir beschult. Grundschule, 3. Klasse, inkl. Dyskalkulie (Rechenschwäche). Das heißt sie macht die Deutschsachen mit mehreren Zwischenfragen relativ alleine. (Da ist 15 Minuten alleine was bearbeiten schon echt viel.) Und dann machen wir gemeinsam Mathe, bzw. das was sie davon kann.

In der Zeit schaffe ich es aber lediglich mal einen Termin mit z.B. der Umzugsspedition abzustimmen.

Dann ist Mittagessen kochen angesagt, denn Mensa und Speisesaal für die große Pause gibt’s nicht mehr und die Bande hat Hunger. Wir „wechseln uns zwar ab“ mit dem Kochen, das heißt aber einen Tag die Kinder und 6 Tage ich.

Schnell essen und alle wieder an die Schreibtische scheuchen.

Der Sonnenschein darf malen, hört zu laut Hörbuch weil die Kopfhörer doof sind, stört also die Geschwister.

Die TT möchte noch schnell was vorlesen bevor sie es abschickt. Das Telefon klingelt. Der Makler möchte morgen mit ersten Interessenten kommen. Selbstverständlich im Vollschutz. Handschuhe und Maske! Der Drucker spinnt wieder. Beschwerde 1 aus Kinderzimmer 1.

Der Sonnenschein hat Langeweile und will zur Nachbarstochter. Als Ihr einfällt, dass das ja nicht geht stampft sie wütend ab und schreit den Frust raus.

Bei der Lernapp für den Sonnenschein geht mal wieder der Zugangscode nicht. „Mamaaaah, kann ich Tablet spielen?“

Das W-Lan ist mit 4 Laptops, 3 Handys und 2 Tablets total überlastet und ist ab und an einfach weg. Beschwerde 2 +3 aus Zimmer 2+3.

Der ganz normale tägliche Wahnsinn im Homeoffice mit Kindern, in dem ich NICHTS, aber auch GAR NICHTS für meine Firma schaffe. *hierverzweifelteshaareraufeneinfügen*

Wie hat die absolute Wortvirtuosin, die meine heißgeliebte Bloggerkollegin Nieselpriem dieser Tage so schön gesagt: Es verabschieden sich mit einem kurzen Riss: Der Geduldsfaden und der letzte Nerv! *zwinker*

Und uns als Familie geht es noch den Umständen entsprechend gut

Der GG verdient gut und muss hoffentlich nicht in Kurzarbeit. Unsere Kinder werden nicht mit Existenzangst oder Konkurs konfrontiert. Aus anderen Familien hört man das aber schon. Manche wissen nicht wie sie Ihre Miete nächsten Monat zahlen sollen. Als Selbständige/r hat man im Zweifel viele laufende Kosten aber NULL Einnahmen. Und das Geld von den Behörden … das kann dauern.

So! DAS nur mal so als Einblick ins derzeitige Familienleben. Weltweit übrigens, meine Kooperationspartner sitzen überall und die berichten alle die gleichen Erlebnisse.

Und während ich so ganz nebenbei auch noch den Umzug vorbereite, hier alles ab- und ummelde und den Hausumbau in NRW betreue, war ich sehr froh, dass das Spanienkind eben so selbständig arbeitet, dass ich das auch nicht weiter kontrolliert habe. Es gibt ja auch noch Familien, wo beide den ganzen Tag arbeiten sind, da dachte ich mir, dort muss es ja auch laufen.

Gestern Morgen aber habe ich mir mal alles zeigen lassen und muss sagen, das würde mich auch verwirren. *lach*

Verstehen sie mich nicht falsch, ich finde es großartig wie gut die Schule auf „digital“ umswitchen konnte. Da gibt’s ganz andere Zustände an anderen Schulen.

ABER (und das ist mein Eindruck, als Selbständige, die sehr viel am PC und mit vielen verschiedenen Programmen arbeitet):

  • Es gibt täglich etwa 3-8 Dokumente pro Schulfach in 6-8 verschiedenen Ordnern in der Cloud, die die Kinder öffnen und abarbeiten sollen, OHNE dass man sehen kann welche sie schon angeklickt, herunter- oder hoch- oder sonst wie geöffnet oder geladen haben.
  • Zusätzlich kommen noch Mails ins Schul-Mail-Postfach!
  • Die SuS müssen bei den meisten Ordnern erstmal alle Dokumente öffnen um herauszubekommen in welchem die Aufgaben sind.
  • An der Stelle hatte ICH schon den Überblick verloren! 😉
  • Vermutlich machen die dann erstmal die Sachen die ihnen leicht fallen oder eben strikt nach Stundenplan um nichts zu vergessen.
  • Dann ist Mittagspause und die Konzentration lässt nach.
  • Für manche Fächer braucht man dann schon mal länger, dann will man fertig werden und so wird dann auch das Ergebnis. Bis die sich an diesen Ausnahmezustand gewöhnt haben und bis zum Schluss konzentriert arbeiten können, dürfen die vermutlich wieder in die Schulen!
  • Die Nachhilfe findet online statt, die müssen meine Kinder machen. Für die tollen Videos, die die Sportvereine, Instrumente-Lehrer und Ihre sonstigen Freizeitbeschäftigung-Anbieter schicken, fehlt hier schlicht die Zeit.
  • Ich habe meine Kinder gebeten so viel wie möglich online zu machen und so wenig wie möglich auszudrucken, wenn wir hier nämlich täglich für 3 Kinder bis zu 30 Blätter auf meinem Foto-Farb-Drucker ausdrucken sind die diesjährigen bisherigen Gewinne meiner Firma gleich in Toner versenkt.

Und ich vermute, dass die beiden Aufrufe der Klassenlehrerin in seiner Cloud einfach dem verlorenen Überblick zum Opfer gefallen sind. Die Antwort gestern war laut seiner Aussage eine schnelle Antwort auf ein Blatt über das er gestolpert ist. Wenn sie etwas nicht verstehen dürfen sie den Lehrern schreiben, aber es nicht sicher ob sie noch in der gleichen Woche eine Antwort bekommen. Denn auch viele Lehrer sitzen mit Ihren Kindern im Homeoffice. *highfivehandhinhalt* Und mich zu fragen trauen sie sich nicht mehr, weil ich ja eh schon keine Zeit mehr für irgendwas habe (nun weiß ich aber zumindest dass ihnen DAS aufgefallen ist 😊).

So siehts aus und wir geloben Besserung.

Und jetzt hab ich sie genug aufgehalten. Es hat aber sehr gut getan das alles mal rauszuschreiben.

P.S.: Ich danke an dieser Stelle Christian Piwarz, dem Kultusminister von Sachsen, der das erkannt hat und vorgestern zwei Briefe an Eltern + Schüler und an die Lehrer geschrieben hat, in denen er meiner Meinung nach allen Seiten gebeten hat ein wenig vom Gas zu gehen. Hier gibts auch einen weiteren guten Text dazu.

In diesem Sinne: Durchhalten und Weitermachen!

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