Eine Zugfahrt die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön …. ODER … die Deutsche Bahn und warum ich immer wieder darauf reinfalle!

Ich war am Freitag auf dem Weg in ein Mädelswochenende! Einmal im Jahr gönne ich mir, der selbständigen verheirateten 3-fach-Mutter, ein Wochenende mit meiner besten Freundin in einer europäischen Großstadt.

Da ich derzeit in Dresden lebe, was flugtechnisch noch immer verlassen und vergessen im Tal der Ahnungslosen liegt, ist es nicht so leicht ein gemeinsames Reiseziel zu finden. Mal fliege ich zu Ihr nach München und wir fahren gemeinsam weiter, mal treffen wir uns mit den Autos auf halber Strecke und diesmal treffen wir uns in Hamburg. Ihrer alten Heimat und meiner absoluten Lieblingsstadt.

Da die Flüge leider so liegen das ich erst Freitagabend sehr spät und Sonntagmorgen ganz früh reisen könnte/müsste, habe ich mich für den Zug entschieden. Ich mag Zugfahren eigentlich gar nicht, denn durch das Umsteigen wird man im lesen eines spannenden Buches oder ggfls. der vertieften Arbeit immer und immer wieder unterbrochen. Wieder anziehen, wieder alle Sachen zusammenraffen, wieder aussteigen, wieder mit der Angst den Anschluss zu verpassen hektisch das Gleis suchen ODER wieder in der Kälte warten weil der Anschlusszug natürlich Verspätung hat.

20160307_110309Trotzdem probiere ich es mal wieder aus und bin angenehm überrascht. Ich besteige in Dresden den IC nach Leipzig. Der scheint hier zu starten, denn er ist quasi leer und ich ergattere einen Tischplatz im Großraumwagen und kann arbeiten. Es ist sauber, es ist relativ ruhig, bis auf den Typen in der Reihe schräg hinter mir, der auf dem Handy irgendwelche Dokumentationen laut guckt und hört *grummel*. Ich bin entspannt.

Eine Stunde später Umsteigen in Leipzig. Ich bin sehr angenehm überrascht von diesem hochmodernen und superschönen Bahnhof. Traue mich auf die dortigen Örtlichkeiten, die zwar einen Euro kosten (ohne Rückerstattung beim Einkauf) aber echt nichts mehr mit den Bahnhofstoiletten von vor 20 Jahren gemein haben, die ich in Erinnerung habe. Ja, ich fahre ECHT selten Zug!

Ab Leipzig konnte ich reservieren und habe mich für einen Fensterplatz mit Tisch in einem Abteil entschieden. Ich steige ein, finde mein Abteil, es ist ultrasauber, sehr schön und komplett leer. SO GEFÄLLT MIR DAS! 🙂

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Der Zug fährt an und ich bleibe allein. Ich kann sage und Schreibe 65 Minuten konzentriert arbeiten und schaffe mal so richtig was! Zuhause schaffe ich das nur selten. Ich fühle mich mit meinem Kaffee und ein paar Keksen pudelwohl. Das noch vorhandene schlechte Muttergewissen, dass ich die Kinder heute Morgen in die Schule gescheucht und in den Kindergarten verfrachtet habe um ENDLICH losfahren zu können, wandelt sich in wohlige Vorfreude auf das Mama-hat-frei-Wochenende.

Doch zu früh gefreut!

Man sollte die Deutsche Bahn und ihre Tücken nicht unterschätzen.

In Berlin heißt es nochmal umsteigen. Ich freue mich auf einen ebenfalls reservierten Platz, ebenfalls in einem Abteil in einem ICE! Für das Umsteigen habe ich nur 8 Minuten. Geplant ist die Ankunft auf Gleis 7 und der ICE steht dann auf Gleis 8. Doch Pustekuchen, ich komme auf Gleis 6 an. Auch nicht schlimm. Dann nimmt man eben die Rolltreppe und wechselt das Gleis. ABER … in Berlin ist ja in dem gefühlt 15-geschossigen Bahnhof alles etwas anders. Vor dem mir ersichtlichen Fahrstuhlschacht bildet sich eine Schlange und ich sehe, der geht zu den Gleisen 15-16. Am nächsten Aufzugschacht eine weitere Schlange. Zu den Gleisen 13-14. O.k. dann gehe ich eben zu 7-8. … Dachte ich!
Das ist natürlich wieder die obligatorische Rolltreppe, dafür aber ohne Schlange. Es wird langsam eng und ich werde schneller. ABER … der Zug ist noch gar nicht da! Und als er dann kommt, ist es ganz und gar nicht ein chiker weißer ICE. Das was da reingerauscht kommt ist ein … ein … ein ERSATZZUG!

Es handelt sich um einen uralten, pottdreckigen, abgeranzten (hier einen angeekelten Gesichtsausdruck vorstellen!)… Zug, bei dem man sich fragt, wo die DEN denn wohl ausgegraben haben. Die Wagenstandsanzeige zeigte einen Platz ca. 5 Wagen weiter vorne, wohin ich mich nun begab, doch im Vorbeigehen sehe ich abwechselnd 1. und 2. Klasse Wagen, die nicht mal annähernd meine Wagennummer anzeigen. Meine Reservierung, für die ich auch noch EXTRA zahlen musste, kann ich knicken. Ich nehme den Eingang mit der kleinsten Schlange. Von innen leider das gleiche Bild des Zustandes. Gleich im ersten Abteil fange ich an zu fragen ob noch ein Plätzchen frei ist. Es ist stockdunkel, ein Knäul von Männern versucht sich zu sortieren, aber ich habe Glück, man hat noch ein Plätzchen für mich. … In der Mitte!

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Es kommt eine Durchsage, man entschuldigt sich für den Ersatzzug und wir witzeln sympathisch ein wenig herum. Nun ja, wenigstens nett sind se. Nun sitze ich hier also in einem 5-er-Abteil. Der Abstand zwischen den Sitzen ist SO eng, dass man die Sitze versetzt eingebaut hat und wir fädeln unsere Beine im Reißverschlussverfahren ineinander. Ich sitze wie gesagt in der Mitte. Mir gegenüber zwei Studenten, bzw. junge Männer mit Rucksäcken gekleidet wie Studenten (heute weiß man ja nie obs nicht vielleicht auch ein IT-Spezialist ist), die abwechselnd immer wieder einschlafen. Rechts ein Geschäftsmann im Anzug, der per Handy abwechselnd mit seiner Assistentin und der vermutlichen Ehefrau telefoniert. Und links ein Handwerker in entsprechender Kleidung der abwechselnd in diverse längliche Lebensmittel beißt. Zumindest riecht es abwechselnd nach scharfer Salami, frisch abgebissener Gurke und bei jeder Abbeißbewegung nach Schweiß. ODER es knackt vom Möhrchen abbeißen! Na wenigstens riechen die nicht. *hysterischkicher*

Ich bin mir nicht sicher ob dieses Wrack die Geschwindigkeit, mit der wir durchs Land rasen, wirklich überstehen wird, lenke mich mit dem schreiben dieses Artikels ab (an konzentriertes Arbeiten ist hier nicht mehr zu denken) und überlege mir bei dem plötzlich auftauchenden, übertrieben gutgelaunten & fröhlichen, jungen Mann mit einem sackkarrenähnlichen Wägelchen einen Schnaps zu kaufen. Nehme dann aber doch nur ein stilles Wasser, für das ich 2,80 Euro, in Worten ZWEIEUROACHTZIG, bezahlen muss. Nun fühle ich mich „angeheitert“.

Ich traue mich nicht auf die Virenschleuder von Toilette und auch im Hamburger Hauptbahnhof spare ich mir die Örtlichkeiten. DER ist nämlich so wie ich Bahnhöfe in Erinnerung habe!

In diesem Sinne: Ich brauche mal wieder eine Bahn-Pause!

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