Ich bin mir da heute nicht mehr so sicher! Damals fand es niedlich und total lustig! Aber je länger ich darüber nachdenke …
Es war einmal … vor ungefähr 12 Jahren
Wir lebten in La Coruña an der nordspanischen Atlantikküste. Ein warmer Sommer-Abend. Die Sonne war gerade untergegangen. Es war einer dieser riesigen Plätze in der Innenstadt. Außen herum Straßencafés in denen die Menschen sitzen, Tapas essen, quatschen, lachen, genießen. Die Kinder, die in Spanien auch nach Sonnenuntergang noch lärmend herumlaufen dürfen ohne dass sich Jemand gestört fühlt, rasen fröhlich kreuz und quer über den Platz. Für mich echtes Urlaubsfeeling. *seeligseufz*
Ich sitze mittendrin und meine damals 2 Jährige rennt mit den spanischen Kindern herum als hätte sie noch nie in Ihrem Leben was anderes gemacht. Wir sind angekommen. Wir fühlen uns wohl hier.
Irgendwann taucht ein Clown auf. Es bildet sich schnell ein Kreis um Ihn und alle beobachten Ihn. Ich kann mir meine Kleine gerade noch schnappen, bevor sie in der Kindermenge verschwindet. Ich halte sie auf dem Arm und wir gucken eine Weile zu. Ich erinnere mich nicht mehr ob der wirklich gut war, oder nicht. Aber es wurde natürlich gelacht.
Da fragt mich mein Kind: „Mama, warum lachen die alle?“
Ich stutze etwas, überlege aber dann, ob unsere Tochter in Ihren schon spannenden ersten zwei Jahren überhaupt schon mal einen Clown gesehen hat. Vermutlich nämlich nicht. Für eine lange Zirkusshow war sie mir bisher zu klein und selbst wenn in einem Kinderbuch mal einer abgebildet war, sah der vermutlich etwas anders aus. Und Diesen, ja Diesen verstehen wir natürlich auch nicht. So weit reichen unsere Spanischkenntnisse noch nicht.
Ich antworte also: „Das ist ein Clown! Der macht und erzählt da Blödsinn. Und das finden die Menschen total lustig und lachen darüber!“
Eine Stunde später
Wir sitzen im Auto und fahren nach Hause. Nach einem scheinbar immensen Kinder-Denk-Prozess, fragt mich das Tochterkind von der Rückbank auf ihre niedlich kindlich empörte Art aber gut gelaunt:
„Mama, über mich lachst du nie wenn ich Blödsinn mache!“
Im ersten Moment hab ich das gar nicht kapiert. Dann aber dämmerte mir was sie meinte und ich bracht hinterm Lenkrad fast zusammen vor lachen. *prust* Ich habe mich aber zusammengerissen und Ihr dann versucht zu erklären das es guten und schlechten Blödsinn gibt. Und, dass „sich zum Affen machen“ wie der Clown eben guter Blödsinn und „den gesamten Inhalt einer Zahnpasta-Tube ins Klo drücken“ oder „der Puppe die Haare abschneiden“ eben schlechter Blödsinn ist, über den ich nicht lachen kann.
Bisher habe ich mich köstlich darüber amüsiert und diese Anekdote auch schon ein paar Mal genauso erzählt. Aber als ich das nun in Kurzversion für ein Interview aufgeschrieben habe, bekam es einen bitteren Beigeschmack.
Habe ich vielleicht irgendein Urvertrauen in ihr zerstört, weil ich über „anderer Leut´s Blödsinn“ lache aber nicht über Ihren?
In diesem Sinne: Lustige Geschichte oder bedenkliche Gedanken eines Kindes?
Am Anfang sind Kinder ja Fraktion Sandmännchen. Sie sitzen auf dem Sofa und sehen 10 Minuten fern. Zumindest beim ersten Kind. Das Zweite ist dann schnell mit dem ersten Kind Fraktion Yakari. Denn wenn Kind 1 erstmal raus hat, dass es da außer dem Sandmännchen auch noch andere tolle Sendungen gibt, werden Forderungen gestellt und mit dem Kind wächst ja auch das Interesse! So sitzen die dann auch bald 30 Minuten auf dem Sofa. Dann kam Kind 3. Das übersprang die Sandmännchen-Phase direkt und guckte seit sie selber zum Sofa laufen konnte mit den Großen Yakari & Co.
Dann kam die ICH-sitz-heute-in-der-Ecke-Phase. Vor jeder Kinder-Fernsehstunde gab es die Disskussion wer in der Ecke vom Sofa sitzen darf.
Inzwischen gab es noch eine kurze, Die-Große-darf-länger-gucken-Phase, aber all das fand immer auf dem Sofa statt.
Irgendwann aber wechselte diese Phase, leider lückenlos, in die Tablet-Phase. Erst ebenfalls auf dem Sofa, dann aber wurde schnell entdeckt, dass man damit ja Mobil ist. Ab sofort saßen die hier im Lesesessel im Wohnzimmer, in der Hängematte im Treppenhaus, am Tisch in der Küche, im Sitzkissen im Büro und auf dem Klo. Ja, wirklich! *lach* Wenn man muss, nimmt man das Tablet eben mit, na und dann …!
Aber die neueste Marotte ist der Fußboden. Es fing an mit ungeladenen Tablets. Da musste dann das Ladegerät mit zur Sitzgelegenheit. Lesesessel, Hängematte und Sitzkissen fallen da sofort aus. Am Tisch in der Küche fällt dann immer Jemand über das Kabel, also wurde das unter Androhung von Tablet-Entzug verboten. Auf dem Sofa müsste man vorne an der Ecke sitzen bleiben, also blieb das jeweilige Kind lieber gleich am Boden. Und da dann ja egal ist welche Steckdose man so nimmt, lag ab sofort immer mindestens 1 Kind vor irgendeiner Steckdose. *schmunzel*
Und inzwischen haben die sich so daran gewöhnt, dass sie nun eigentlich immer irgendwo auf dem Boden liegen. Meistens mitten im Durchgang. Ohne Ladekabel.
Wobei ich ja wetten könnte, dass dort das WLan am besten funktioniert. *zwinker*
Das Spanienkind hat, wie ich nun so nach und nach begreife, in den letzten Monaten in der Schule so einiges mitgemacht. Ich kann darüber noch gar nicht reden ohne zu weinen. Werde ich aber sicherlich an dieser Stelle tun, wenn mein Hirn das alles verarbeitet hat. 🙂
Wir wissen nun woher seine „Probleme“ beim Schulstoff kommen und seit ich mit Ihm gezielt (erst intuitiv und inzwischen ganz bewusst) „arbeite“ und auch übe, wird er wieder besser. *erleichtertseufz*
Seine schulischen Leistungen verbessern sich rapide, er geht morgens entspannter aus dem Haus, kommt mit viel besserer Laune heim und insgesamt einfach ausgeglichener.
Letzte Woche kam er allerdings wieder mal etwas betreten heim und erzählte von einer Mathearbeit die er an dem Tag angeblich verhauen hätte. Er hätte gar kein gutes Gefühl und außerdem eine Aufgabe gar nicht geschafft. Ich versuchte Ihn zu trösten, dass eine einzige schlechte Note doch echt kein Riesenproblem ist und wir einfach weitermachen mit Üben und Überhaupt!
Die Arbeit
Heute kam er glückselig grinsend heim um meinte: „Mama, weißt noch die Arbeit letzte Woche?“ und versuchte krampfhaft sich ein glückliches Grinsen zu verkneifen. Seine glücklich strahlenden Augen verrieten Ihn aber. Als gute Mutter spielte ich natürlich mit und frage mit ernster Miene: „Ja! Haste die wieder?“
„Ja!“, kramte in seinem Ranzen und griente in sich hinein. „Hier!“, guckte weiter sehr angestrengt ernst und hielt mir das Blatt mit der Arbeit hin!
Eine ZWEI!
„Schatzemann, das ist ja superklasse!“ Ich nehme Ihn freudestrahlend in den Arm und er drückt mich überglücklich und lässt sich beglückwünschen! Es ist eine solche Freude Ihm zuzusehen wie sehr er sich freut, wie stolz er ist, wie sehr er auflebt. Mein Herz geht auf.
Da sagt er mir aus tiefstem Herzen: „Mama, als die Frau B. mir die gab und sagte, dass ich eine 2 habe, sind in meinem Kopf alle umgefallen!“
Ich versuche ein paar Millisekunden zu verstehen was er da gerade gesagt hat. Gebe schnell auf und frage völlig verständnislos nach: „Hä? Wat is umgefallen?“
„In meinem Kopf Mama, die sind alle umgefallen! Die ganzen Arbeiter in meinem Hirn!“
„Arbeiter?“
… doch so langsam geht mir ein Licht auf! Ich habe auf einem grandiosen Business-Coaching-Tag sehr viel über Bewusstsein, Unterbewusstsein und die eingefahrenen vermeintlich einfacheren Wege, die wir im Alltag leider beschreiten, gelernt. Das Wissen hatte ich versucht den Kindern klar zu machen in Bezug auf Hirnentwicklung, und meine Einstellung zur Mediennutzung erklärt und der Zusammenhang mit noch zu entstehenden Verknüpfungen im Hirn bei den Kindern. UND der schwierigen Arbeit als Erwachsener „neue Wege/Verknüpfungen“ entstehen zu lassen.
Und da hat sich das Spanienkind anscheinend alles gleich so bildlich vorgestellt. Er wird mir einfach immer ähnlicher, ich dachte früher auch gerne mal in Comics! Wenn ich so darüber nachdenke habe ich es verlernt! Schade eigentlich!
„Mama, die Lehrerin hat das gesagt mit der zwei und dann hab ich die echt umfallen hören. Die waren alle so baff, da konnte keiner mehr weiterarbeiten und ich gar nicht mehr denken!“
Oh, mein ernsthaftes, viel grübelndes und oft trauriges Kind! Du lebst gerade so sehr auf! Ich lerne gerade eine ganz neue, oder zu lange vergrabene Seite an Dir kennen! Vielleicht lernst Du Dich selber auch neu kennen. Ich hoffe du kannst es genießen, so wie ich. Wir werden mit aller Kraft daran arbeiten diese Seite zu behalten.
Er könnte ein zweiter Sonnenschein in dieser Familie werden. Ich bin so unendlich erleichtert, dass er anscheinend die Leichtigkeit im Leben für sich entdeckt hat.
Bild aus Lesemaus „Ich hab einen Freund, der ist Bauarbeiter!“
Die Bauarbeiter
Ich finde diese Vorstellung SO SCHÖN! *schmunzel* …
BUMM! Alle Ohnmächtig! Totaler Denkverlust! *vomstuhlfallvorlachen*
Er hat sie mir dann auch beschrieben. Sie haben blaue Latzhosen an, rote Helme mit Stirnlampe, gelbe Gummistiefel & natürlich so tolle neonorange leuchtende Warnjacken.
„Manche, Mama, steuern mich!“ Seine Augen leuchten mit einer Euphorie, die ich von Ihm bisher so nicht kenne.
„Andere kümmern sich um Verletzungen und rasen los wenn ich mal wieder was hab. Und, na ja, dann gibt’s eben die, die im Hirn rumbauen. Und die sind alle gleichzeitig umgefallen als die Mathelehrerin meinen Namen und die Note genannt hat.“
Ich kann gar nicht aufhören Ihn zu drücken. Mein Herz macht einen Sprung nach dem Anderen und ich hab mich neu verliebt. In den eigenen Sohn. *herzchenhüpf*
In diesem Sinne: Wer wohnt denn in Deinem Hirn? Oder in dem Deiner Kinder?
Kinder gehen gerne spazieren! *hiergroßeselterngelächtereinsetzen*
O.k.! Eltern gehen gerne spazieren! Na ja, so richtig gerne ja auch nicht immer, aber wir wollen ja Vorbild sein und bevor wir wieder den ganzen Sonntag am PC arbeiten oder hinter der Sonntagszeitung verschwinden, scheuchen wir die Bande uns alle lieber vor die Tür. Bei richtig gutem Wetter gewinnt meist das schlechte-bei-dem-wetter-können-wir-doch-nicht-drinhocken-Gewissen.
Doch sobald am Frühstückstisch der Satz fällt: „Bei dem Wetter gehen wir endlich mal wieder spazieren!“ (wahlweise und abwechselnd vom Göttergatten oder mir vorsichtig formuliert unbedacht ausgesprochen), geht in den drei vorhandenen Kinderhirnen eine Alarmsirene los und in gleicher Lautstärke beginnt ein synchrongejammertes „Nein Mama, bitte nicht!“
Ich beiße mir dann immer innerlich auf die Zunge und denke „Shit, hätte ich nur bis nach dem Frühstück gewartet!“ oder „Mist, warum tue ich mir das wieder vor dem ersten Kaffee an!“. *augenroll*
Es prasseln Sätze auf mich ein wie:
„Ich komm nicht mit!“ -> TeenagerTochter bockig
„Ich wollte aber doch heute mit XYZ draußen spielen!“ -> Spanienkinds Standardsatz
„Ich bleib auch hier!“ -> Sonnenschein ahmt große Schwester nach
Ich nehme einen großen Schluck Kaffee und werde lauter als die Alarmsirenen: „Schluss jetzt, es gehen alle mit!“ …
Es folgt eine kurze Stille. Ich höre die Gedanken von Die-kann-mich-mal über Vielleicht-kann-ich-mein-Fahrrad-mitnehmen bis Wie-ernst-meint-die-das-jetzt. Dann bricht es aus allen heraus: „Aber, spazieren gehen ist voll doof!“ Dieser Satz hat keine Altersbeschränkung. Denn das Aufraffen fällt selbst uns Großen ja mal schwer.
Eine Weile wurde hier bei allen Mahlzeiten immer Witze erzählt oder Filmszenen wieder und wieder erklärt. Ich hasse das! Die Laberei nimmt kein Ende, Jeder fällt dem Anderen ständig ins Wort, weil er/sie es besser weiß und es wird immer lauter und keiner isst mehr so lange es noch warm ist. Irgendwann reichte es mir und ich erteilte das strikte Witz-und-Filme-Erzählverbot während der Mahlzeiten. Wir machten aus, dass es nur noch während Spaziergängen erlaubt ist. *schmunzel*
Heute waren wir also mal wieder gemeinsam Witze erzählen! *lach*
Wir starten die Runde wie immer am Mausoleum. Das gehört zu dem Schloss und Rittergut, auf dem wir hier wohnen. Wie jedes Mal die Überlegung ob da unten wohl Mumien oder Knochen liegen.
Weiter geht es über die Autobahnbrücke mit winken. Die LKWs hupen fröhlich und die PKWs blinken mit dem Fernlicht und ab und zu winkt auch mal eine Frau.
Galoppieren als Amadeus und Sabrina die Brücke hinunter.
Entdecken Monsterhagebutten!
Genießen die Apfelfelder und den tollen Himmel.
Schmeißen Steine in zugefrorene Pfützen.
Entdecken die tollen Herbstfarben.
Können bis in die sächsische Schweiz gucken.
Bergen Eisschollen aus Pfützen.
Und suchen den Hubschrauber der über uns einen Höllenlärm veranstaltet.
Und wieviel Witze haben wir uns erzählt?
Röschtööööööösch ……. GAR KEINE! 🙂
Aber spazierengehen ist ja sooooooooooooooo doof!
In diesem Sinne: Hast du Deine Kinder heute auch gelüftet?
Warum zu Teufel funktioniert jedes MP3 Gerät anders? Warum muss ich mit jedem Gerät neu lernen wie man Playlists erstellt, geschweige denn Kinder-CD´s so aufspielt, das man sie auch einfach wieder abspielen kann?
Auf längeren Autofahrten soll die Bande ja schließlich nicht nur mit dem Nintendo rumdaddeln. Und da ich mich schon seit Geburt des ersten Kindes standhaft weigere mir über die Autobeschallungsanlage Benjamin Blümchen & Co. anzuhören, haben wir schon immer Hörbücher für die Kids mitgenommen. Anfangs auf tragbaren CD-Playern, dann auf MP3-Playern oder alten Handys.
Aber, ich werde ja auch nicht jünger, und mein armes kleines Mama-Hirn kann sich nun mal nicht merken wie nun diese tollen Abspielgerätschaften funktionieren. Vor jeder längeren Reise lade ich die Akkus auf, spiele die aktuellen Lieblings-CD´s dazu, um die Bande während der Fahrt bei Laune zu halten! Und jedes Mal kämpfe ich mit der Technik!
Nun haben wir bei 3 Kindern aber natürlich auch 3 Geräte! DREI VERSCHIEDENE GERÄTE!
Dass die auch 3 verschiedene Ladegeräte zum Mitschleppen brauchen, muss ich nicht extra erwähnen oder?
Zusätzlich braucht jedes natürlich ein eigenes Programm auf dem PC und auch das Aufspielen der CD´s funktioniert nicht gleich! Warum auch?
Wenn ich dann auch noch mit den Kids alleine lange fahre und somit am Steuer und nicht auf dem Beifahrersitz sitze, bin ich aufgeschmissen wenn die Lütte was umstellen will, denn die Bedienung dieser Geräte ist natürlich auch bei jedem anders und ich bin noch immer nicht die wandelnde Gebrauchsanleitung für ALLE! Und die anderen Kinder (die es ja wüssten *kleinlautzugeb*) wollen natürlich auch nicht immer Ihr Hörbuch unterbrechen, um der dusseligen Mama oder der kleinen Schwester zu helfen!
Zusätzlich verfälscht der Player vom Sonnenschein immer die Reihenfolge der Beiträge, da sind dann die Kapitel der Hörbücher völlig durcheinander. Das ist der damals 2 Jährigen natürlich nicht aufgefallen, aber ich habe mich immer gewundert warum die nach 12 Minuten keinen Bock mehr hatte da zuzuhören. Ergab natürlich überhaupt keinen Sinn die Geschichte! *augenroll*
Und am schlimmsten finde ich das mit der unterschiedlichen Lautstärke der Titel! Mal ist was laut, mal ist was leise, je nachdem wie und was man da so rübergespielt hat. Zum Glück haben die Kinder einen eingebauten Schutz in den Kopfhörern, womit gewährleistet ist, das es zumindest nicht zu laut wird! Aber dann gibt es natürlich gleich Gemecker wenn mans nicht gleich hören kann.
Dieser Text ist aus 2014! Ich habe Ihn soeben auf meinem Rechner entdeckt und wollte Ihn nicht vorenthalten. 🙂
Das „Problem“ ist inzwischen dahingehend gelöst worden, dass a) wir von Nintendo & MP3-Player alle Kinder auf Tablets umgestellt haben und b) der GG für das Aufspielen solcher CD´s zuständig ist. Bedienen können die die Dinger eh besser als ich. *lach*
In diesem Sinne: Mit welchen Geräten kämpfst du zur Zeit?
Geboren in NRW ging ich seinerzeit am ersten Schultag nach den Ferien mit einer Schultüte und dem neuen Ranzen, stolz wie Bolle, endlich in die Schule. An mehr erinnere ich mich nicht, und mehr war vermutlich auch nicht! Es gibt ein Foto von mir mit Tüte und Ranzen vor der Haustür!
Thats it!
Zum ersten Mal Mutter wurde ich in Bayern. Dort erlebte ich die mir bekannte Art der Einschulung vom Küchenfenster aus, denn uns gegenüber war die örtliche Schule.
Unsere Älteste wurde nach dem Umzug von Bayern nach Spanien mit 3 Jahren dann in die „Educación Prescolar“ eingeschult. Ohne weiteres Brimborium!
Zurück in Deutschland/NRW war sie dann noch nicht schulpflichtig und ging wieder in den Kindergarten. Die Einschulung in Nordrhein Westfalen war dann aber ähnlich wie meine. Da es eine katholische Schule war, begann der Tag am ersten Schultag nach den Ferien mit Ranzen und Schultüte in der Kirche. Nach der Messe ging es in die Schule. In der Turnhalle gab es zur Begrüßung eine Aufführung der nun 4.Klässler. Anschließend eine Unterrichtsstunde für die Erstklässler und Kaffee für die Eltern auf dem Schulhof. Die Oma war als einziger Gast dabei, für Mittags hatte ich besonderes Fingerfood vorbereitet und Nachmittags kam noch die Patentante zu Kaffee & Kuchen. Die Schultüte wurde auf dem Boden ausgekippt, zwei -drei kleine Geschenke ausgepackt, aber das wars! Ich gebe zu, das ich am Rande den Schultüten-Bastel-Wahn der anderen Mütter mitbekam. Ich Sparfuchs hatte aber wohlweislich im Felix-Spiegelburg-Lagerverkauf im Vorjahr bereits mit dem Schulranzen auch bei den Schultüten für je 1,00 Euro schon zugeschlagen, und war von daher raus aus der Bastelnummer. *zwinker*
Das heutige Pubertier bei Ihrer Einschulung in Neuss!
So Weit! So Gut!
Aber dann, dann zogen wir nach Sachsen! Dort kam unser in Spanien geborener Sohn in die Schule und ich plante die Nummer so, wie ich es kannte. Es gab eine neue Jeans (ohne Löcher an den Knien) und ein schickes T-Shirt (ohne Flecken), beides legte ich für die Einschulung beiseite. Für die Schultüte, die hier Zuckertüte heißt, hatte ich (gestehendes Sparschwein und vielleicht auch Mini-Messie) ja noch die, die ich damals im Lagerverkauf besorgt hatte. Wenn es die für einen Euro gibt, hatte ich natürlich gleich mehrere besorgt! Da sie ein wenig bei Umzug und Lagerung gelitten hatten beklebte ich die kurzerhand mit alten Jeans. Als Besuch hatte sich die Oma wie immer angesagt. Ende Gelände!
DACHTE ICH!
Anfang der Ferien grillten wir mit Nachbarn und ich erntete den ganzen Abend abwartende Blicke! Irgendwann dann die Fragen, ob wir nicht noch was zu erzählen hätten. Langsam beschlich mich das Gefühl ich hätte zugenommen und alle rechneten mit dem Schwangerschafts-Outing. *böseguck* Irgendwann platzte mir der Kragen und ich fragte auf was sie denn warten würden! … Na auf die Einladung zur Schuleingangsfeier! … Zur WAS? … Na zur Schuleinführung!
Man klärte mich auf!
In Sachsen wird die Einschulung gefeiert wie die goldene Hochzeit! Am letzten Samstag in den Ferien! Mit feudalem Mittagessen im Kreise der GESAMTEN Familie! … „Hast du denn noch in keinem Restaurant oder Hotel gebucht?“ … Alle machen sich chic! Es gibt Unmengen an Geschenken! Und am Nachmittag und/oder Abends feiert man dann Zuhause weiter, und dann kommen die Nachbarn noch dazu! … „Also, wann sollen wir kommen?“
Ähh! *räusper*
Ich konnte gar nicht antworten! Ich dachte ein paar Tage darüber nach! Ich kenne aus NRW, genauer gesagt dem Landleben im Münsterland, dass man die Nachbarn am Tag nach der Kommunion zum quasi Reste-Essen einläd, aber zur Einschulung??? *staun* Ich wollte mich ja nun auch nicht stur stellen und die ortsüblichen Sitten total missachten, aber andererseits wollte ich es a) einfach nicht übertreiben und b) die Einschulung der Großen im Nachhinein nicht schlechter dastehen lassen. Das hätte ich Ihr gegenüber als Unfair empfunden.
Die Eventmanagerin in mir einigte sich also mit der Mutter in mir auf einen Kompromiss: Wir laden keine weitere Familienmitglieder ein, wir gehen irgendwo schön essen und laden die engsten Nachbarn auf Kaffee & Kuchen ein. Gesagt! Getan!
Man warnte mich vor, dass ich sicherlich keinen Tisch mehr bekäme. „Das Kongresscenter ist immer schon Monate im Voraus ausgebucht!“ – „DAS KONGRESSCENTER?“ – „Ja, die stellen da 50 runde 10er-Tische auf und dann kann man die für sich und seine Gäste mieten und Essen buchen. Aber da man ja pro Familie so 3-4 Tische braucht, sind die immer schnell weg.“ *staun* Ich rief 2-3 unserer Lieblingsrestaurants an und wurde einfach nur ausgelacht. Da wäre ich ja mal SOWAS von zu spät. „Um ne Reservierung für dieses Dadum müssn se sich mindesdens een Jahr vorher schon gümmern.“ … und legten wieder auf. *staunteimmernoch* Dann entdeckte ich ein total cooles Restaurant, was in Dresden neu aufmachte (von dem habe ich hier schon mal berichtet) und dort erwischte ich einen Tisch für uns 6 Personen!
Gleichzeitig trudelte auch der Terminzettel der Schule ein.
Ich las aufmerksam was da alles stand.
Erster Gedanke: Gut das wir hier vorab keine Messe in der Kirche aussitzen müssen. 🙂
Zweiter Gedanke: Cool, da wir Schulgebäudetechnisch noch immer für eine Sanierung der historischen wunderschönen Grundschule ausgelagert waren in eine andere Schule mit viel Platz, und die dortige Turnhalle nicht reichte für eine gleichzeitige Einschulung zweier Schulen, bekamen wir die zweite Schicht und mussten erst um 11:00 Uhr dort sein. 🙂
Dritter Gedanke: Die wollen WAS? Ich soll die Schultüte bis 09:00 Uhr in der Schule abgegeben haben? Die lag durch Auslagerung wegen Sanierung leider nicht wie normal im Nachbarstadtteil, sondern 6 Stadtteile weiter entfernt und ca. 20 Minuten zu fahren. EIN WEG! Glauben die ernsthaft ich setze mich an diesem Morgen, wo ich mit 3 Kindern und Besuch wahrlich andere Sorgen habe als eine Schultüte quer durch die Stadt zu fahren, vor dem Frühstück für 40 Minuten ins Auto und bringe die Zuckertüte da hin? Hier! *mitdemzeigefingerandiestirntipp*
Da ich an der Schule bereits im Elternrat bin und auch zum Tag der offenen Tür geholfen hatte, erfuhr ich den Grund! Die Einschüler dürften doch auf gar keinen Fall Ihre Zuckertüte VOR DER EINSCHULUNG sehen und diese würde schließlich feierlich von einem „Patenkind“ aus der 4. Klasse übergeben. Tja, da ich Ihm die liebevoll gestaltete Schultüte aber Zuhause selber überreichen und direkt Fotos machen wollte, unterließ ich den morgendlichen Bringdienst auf eigene Verantwortung und es war mir wie immer egal dadurch aufzufallen. *frechgrins* Aufgefallen sind wir dann auch mit der Schultüte, aber dazu später.
Der große Tag
An der Kleiderordnung änderte ich nix und für den Nachmittag bereitete ich süße und herzhafte Kuchen vor. Ich legte die Sachen raus und kündigte an, dass wir bitte die obligatorischen Fotos nicht vergessen sollten. Der Sohn wollte sich besonders schön machen und schnitt sich am Vorabend selber eine coole Frisur, die leider zu einem Loch oberhalb der Stirn führte. *hysterischkreischendversuchteichlockerzubleiben*
Das Spanienkind bei seiner Einschulung in Dresden!
Wir fuhren rechtzeitig los. Die 3 Kinder waren angezogen, der Nachmittag und seine Köstlichkeiten waren soweit vorbereitet. Die Omma wurde immer nervöser. Ich blieb ruhig! Trotzig ruhig, denn die Zuckertüte befand sich noch immer in unserer Obhut. Wir erreichten die Schule. Parkten. Stiegen aus. Neben uns ein großes Auto aus dem eine dermaßen geschniegelte und gestriegelte Familie ausstieg, wie ich sie zum letzten Mal im überkandideltsten Stadtteil Düsseldorfs gesehen hatte. Der Erstklässler im schwarzen Nadelstreifenanzug mit passender Weste und Lackschuhen, und auch der Rest der Familie sah frisch nach Coupeur, Coiffeur und sonstigem Gedöns aus. Ich überlegte ob sie sich im Stadtteil geirrt hatten, oder ob wir vielleicht doch nicht nur wegen der Schultüte auffallen würden. Egal, wir machen diesen Hype nicht mit! Bitte einfach weitergehen! *nasehochstreck*
Erleichtert stellte ich auf dem Schulhof dann fest, dass zwischen UNS und DENEN aber auch noch alle möglichen anderen Dresscodes erfüllt wurden. Die zukünftige Klassenleiterin des Spanienkindes entdeckte mich und scheuchte mich mit bösem Blick in den Raum für die Zuckertüten. Ob der böse Blick der verspäteten oder der „mikerigen“ Schultüte galt, weiß ich bis heute nicht. Denn als ich in den Raum kam, in dem bereits 47 Zuckertüten, strategisch beschriftet, in der richtigen Reihenfolge aufgereiht, auf Ihren wichtigen Auftritt warteten, war mit SOFORT klar mit WAS wir heute auffallen würden!
Dort lagen künstlerischoberübertrieben designte Zuckertütenexemplare von monströser Größe! Wer behauptet Unsere währe farblich gendermäßig eindeutig, hat noch nie SOLCHE gesehen! Es gab eindeutige Zuckertüten für Jungs in blau, grün und/oder schwarz und es gab eindeutige Zuckertüten für Mädchen in rosa, pink und/oder rot. Jeweils verziert mit den gängigsten Lieblingsmotiven aus TV, Kino oder dem Lieblingsverein. Während unsere Schultüte dem Sohn stehend bis knapp über dem Bauchnabel reichte, waren diese vermutlich zwei Köpfe größer, was an den Dingen lag, die per Zellophan-Folie gehalten, oben aus der Schultüte herausguckten. Da gab es Fußbälle, Einhörner, Lichtschwerter, Fillypferde, Furbys und andere Abscheulichkeiten. Als ich später eine Tüte kurz halten sollte, war mir auch gleich klar, dass diese Exemplare auf gar keinen Fall (wie Unsere) im unteren Drittel mit Zeitungs- und Geschenkpapier ausgestopft sind, sondern randvoll mit Süßkram gefüllt. Unsere hatte im zweiten Drittel ein paar Süßigkeiten und im oberen Drittel ein leichtes sperriges Geschenk, damit eben nicht gleich am ersten Tag die Wirbelsäule des Erstklässlers in Mitleidenschaft gezogen wird.
O.k. ich wappnete mich also für den zu erwartenden enttäuschten Gesichtsausdruck, den er vermutlich an den Tag legen würde, wenn er diese „Prachtexemplare“ zu sehen bekommt.
Die Feierlichkeiten
Auch hier in Sachsen wurde von den Großen in der Turnhalle eine Aufführung kredenzt. Es gab Reden und bevor die neugierigen Neuschüler vollends aufgeregt in der ersten Reihe von den Bänken rutschten, dann endlich die Zuckertüten! Den Klassenraum lernten die zukünftigen Schüler noch gar nicht kennen. Der enttäuschte Blick blieb zum Glück auch aus, denn er liebt seine Schultüte, die noch heute in seinem Kleiderschrank aufbewahrt wird.
DOCH STOPP!
Bevor sich die Kinder aus der Turnhalle bewegen durften brach ein Elterngetümmel in den hinteren Reihen aus. Bewaffnete Väter schmissen sich mit Mörderobjektiven über die Stuhlreihen, dirigierten verbal lautstark und unter vollem Körpereinsatz Ihre Sprösslinge vor die aufgestellte Tafel mit der Aufschrift „1. Schultag“ und/oder auf die Bühne und erkämpften sich ebenfalls verbal, mit Ellenbogen und anderen Körperteilen den perspektivisch besten Platz vor dem zu knipsenden Ausschnitt.
Wir machten lieber draußen Familienfotos und fuhren dann anschließend essen. Nachmittags kamen dann die Nachbarn mit einer Geschenkeflut, die ich sonst auch nur von Kommunion/Konfirmation kenne. Und es gab weitere Zuckertüten. In verschiedenen Größen! Quasi von jedem Besucher eine. Hier heißt es ja schließlich Zuckertüten-Fest! *hmpf*
Das liegt nun schon 3 Jahre hinter uns. In der Zwischenzeit waren wir auf einer anderen Einschulung hier eingeladen, die zwar auch groß angelegt, aber echt noch human war. Aber letztes Wochenende wurden 5 unserer Nachbarkinder eingeschult. Und ich kann nur immer wieder sagen (und das als Eventmanagerin, die Ihr Geld damit verdient!): Die übertreiben das hier ein bisschen! *lach* Es war nicht nur in den Gärten alles superaufwändig geschmückt, hergerichtet, vorbereitet und für Unmengen an Gästen eingedeckt. Nein, es gab auch gleich 3 Feuerwerke am Abend.
Noch Fragen?
In diesem Sinne: Ich hoffe, aus vielen Gründen, die Einschulung der Lütten ist im nächsten Jahr wieder in NRW!