Ich bin mir da heute nicht mehr so sicher! Damals fand es niedlich und total lustig! Aber je länger ich darüber nachdenke …
Es war einmal … vor ungefähr 12 Jahren
Wir lebten in La Coruña an der nordspanischen Atlantikküste. Ein warmer Sommer-Abend. Die Sonne war gerade untergegangen. Es war einer dieser riesigen Plätze in der Innenstadt. Außen herum Straßencafés in denen die Menschen sitzen, Tapas essen, quatschen, lachen, genießen. Die Kinder, die in Spanien auch nach Sonnenuntergang noch lärmend herumlaufen dürfen ohne dass sich Jemand gestört fühlt, rasen fröhlich kreuz und quer über den Platz. Für mich echtes Urlaubsfeeling. *seeligseufz*
Ich sitze mittendrin und meine damals 2 Jährige rennt mit den spanischen Kindern herum als hätte sie noch nie in Ihrem Leben was anderes gemacht. Wir sind angekommen. Wir fühlen uns wohl hier.
Irgendwann taucht ein Clown auf. Es bildet sich schnell ein Kreis um Ihn und alle beobachten Ihn. Ich kann mir meine Kleine gerade noch schnappen, bevor sie in der Kindermenge verschwindet. Ich halte sie auf dem Arm und wir gucken eine Weile zu. Ich erinnere mich nicht mehr ob der wirklich gut war, oder nicht. Aber es wurde natürlich gelacht.
Da fragt mich mein Kind: „Mama, warum lachen die alle?“
Ich stutze etwas, überlege aber dann, ob unsere Tochter in Ihren schon spannenden ersten zwei Jahren überhaupt schon mal einen Clown gesehen hat. Vermutlich nämlich nicht. Für eine lange Zirkusshow war sie mir bisher zu klein und selbst wenn in einem Kinderbuch mal einer abgebildet war, sah der vermutlich etwas anders aus. Und Diesen, ja Diesen verstehen wir natürlich auch nicht. So weit reichen unsere Spanischkenntnisse noch nicht.
Ich antworte also: „Das ist ein Clown! Der macht und erzählt da Blödsinn. Und das finden die Menschen total lustig und lachen darüber!“
Eine Stunde später
Wir sitzen im Auto und fahren nach Hause. Nach einem scheinbar immensen Kinder-Denk-Prozess, fragt mich das Tochterkind von der Rückbank auf ihre niedlich kindlich empörte Art aber gut gelaunt:
„Mama, über mich lachst du nie wenn ich Blödsinn mache!“
Im ersten Moment hab ich das gar nicht kapiert. Dann aber dämmerte mir was sie meinte und ich bracht hinterm Lenkrad fast zusammen vor lachen. *prust* Ich habe mich aber zusammengerissen und Ihr dann versucht zu erklären das es guten und schlechten Blödsinn gibt. Und, dass „sich zum Affen machen“ wie der Clown eben guter Blödsinn und „den gesamten Inhalt einer Zahnpasta-Tube ins Klo drücken“ oder „der Puppe die Haare abschneiden“ eben schlechter Blödsinn ist, über den ich nicht lachen kann.
Bisher habe ich mich köstlich darüber amüsiert und diese Anekdote auch schon ein paar Mal genauso erzählt. Aber als ich das nun in Kurzversion für ein Interview aufgeschrieben habe, bekam es einen bitteren Beigeschmack.
Habe ich vielleicht irgendein Urvertrauen in ihr zerstört, weil ich über „anderer Leut´s Blödsinn“ lache aber nicht über Ihren?
In diesem Sinne: Lustige Geschichte oder bedenkliche Gedanken eines Kindes?