Meine Lieblings-Anja-Autorin von „Anja´s Abwasch“ hat mir wieder einen Text zur Verfügung gestellt. Heute schreibt sie …
… über Muttertiere
Mutter werden ist nicht schwer. Und wenn doch, tickt die biologische Uhr irgendwann so laut, dass man nicht mehr schlafen kann und die Stunden am besten sinnvoll nutzt, das Ticken zum Schweigen zu bringen.
Sogar das Schwangersein hat schöne Seiten, solange man sich in etwa merken kann, wo die Taille gesessen hat und nicht frustriert ist, dass man sie in gleicher Form meistens nie wieder sehen wird. Es sei denn man ist 18, hasst gutes Essen und hat die Goldmember-Card des örtlichen Fitnessstudios.
Ich nehme jetzt einfach mal den Fall, dass eine Frau sich bewusst entscheidet, aus ihrer Beziehung eine Familie mit Kindern zu machen. Und ihr Partner das klasse findet. Von mir aus kann sie auch alleinerziehend sein nach einem ONS und sich trotzdem freuen. Und ja, das ganze kann auch im Labor stattfinden oder in einem Waisenhaus. Wobei letzteres, mal nebenher, die beste Alternative für die Taille ist.
Ich war (und bin) eine dieser bewussten Frauen. Engagiert, und wild entschlossen, die beste Mama zu sein, die man haben kann. So wie wahrscheinlich alle Frauen, die sich auf Kinder freuen. Und ich hatte keine Ahnung was auf mich zukommt! Auch wie alle Frauen. Wenn man Mutter wird, willigt man ein, sich lebenslang Sorgen zu machen. Man wird, selbst wenn die Kinder 40 sind, noch immer darüber nachdenken, ob sie nicht zu einer Sekte überlaufen, einen Herzinfarkt kriegen, dem Alkohol verfallen, ihre Ehe ruinieren, oder ohne Fire-Wall im Internet surfen bzw. ohne Kondome Sex haben. (was eigentlich fast das gleiche ist)
Bestenfalls gibt man sich nur die Schuld daran, dass sie nicht ordentlich arbeiten, putzen, Steuerklärungen ausfüllen. Normalerweise sollte man sich darauf verlassen, dass man seinen Kids schon alles wichtige mitgeben konnte. Nahrung, Kleidung, Ausbildung und (viel wichtiger!) Herzensbildung. Und vieles erledigt auch das Leben: z.B. dass nicht die mütterliche Mahnung, sondern der Kniefall vor einer Toilette bei Freunden, um drei Uhr morgens den Sohn/die Tochter lehrt, dass man nach einer halben Flasche Wodka nicht mehr Headbangen sollte.
Sich lebenslang sorgen zu müssen ist Stress. Sich für jedes gesellschaftliche / schulische / arbeitstechnische Fehlverhalten des Familienkollegen verantwortlich fühlen zu müssen ist Stress. Kummer zu haben ist Stress. Angst haben zu müssen, alles falsch gemacht zu haben, ist noch mehr Stress. Falls die Kinder uns also annöhlen, wir sollten ihnen doch endlich mal was zutrauen oder ihnen vertrauen, erliegt der Nachwuchs einem ganz alten Fehlschluss. Wir zweifeln gar nicht an Ihnen! Wir zweifeln an uns!
Diese Erfahrung ist hart. Wie vor Wodka+Headbanging aber eine die man machen muss, um sie zu verstehen. Und so, wie die Party einfach cool war und man doch grinsen muss, dass man sich so abgeschossen hat, erfährt man beim Muttersein Verbundenheit, Gelächter, Staunen, Ruhe, Nähe, Wärme, Dankbarkeit, Lebendigkeit und … wow! … bedingungslose Liebe …
Meiner biologischen Uhr an dieser Stelle verbindlichsten Dank – ich liebe es jede einzelne Sekunde ein Muttertier zu sein.
Und Mama: Gut gemacht! Ehrlich!
In diesem Sinne: Ich hab da jetzt was im Auge! *schnüff* DANKE ANJA!
Die liebe Jessika vom Herz und Liebe – Blog hat heute auf Ihrem Blog eine Frage gestellt, die ich nicht in Ihrem Kommentar beantworten kann, sondern gleich mal für Euch alle aufschreiben möchte.
Ich finde ja sowieso, Mütter dürfen ALLES doof finden. Denn als Mutter kümmert man sich auch schließlich um ALLES! Um die Kinder, um den Haushalt, um die Deko, um die Kleidungsbeschaffung, um die Zufriedenheit, um das Glück, um die Geschenke, um den eigenen Job und ganz viele von uns machen dies alleine. Und das darf frau als Mutter auch mal alles doof finden! Denn selbst wenn sie Hilfe vom Partner bekommt, die „Verantwortung“ für all das bleibt ja trotzdem an uns hängen. Und auch das ist anstrengend, wenn auch nicht körperlich.
Und erschwerend kommt ja noch hinzu, dass wir Mütter das ALLES auch noch immer perfekt machen wollen. Warum das so ist, darüber ist schon viel woanders philosophiert worden, das spare ich mir jetzt hier!
Ich für meinen Teil habe zwei supertolle Webinare mitgemacht (von denen ich in meinem Blog auch schon erzählt habe, die es aber nun leider nicht mehr gibt). Und dort habe ich a) gelernt die eigenen Bedürfnisse offen mit der Familie zu besprechen und b) der Familie klar zu machen, dass das was sie wollen, auch Ihrer Mithilfe bedarf.
Und wenn Deine Kinder noch zu klein sind, um diese Wünsche zu äußern, dann horche nur in Dich hinein und frage Deinen Partner was für Euch in der Weihnachtszeit wichtig ist. Denn die Kinder werden sich nicht an jede Bastelaktion oder jedes gesungene Lied von Euch erinnern, aber an die Stimmung im Haus zur Weihnachtszeit, daran erinnere ich z.B. mich aus meiner Kindheit!
Und ich erinnere mich an ein alles veränderndes Weihnachten aus meiner Kindheit! Mir wurde bewusst, dass wir alle vor Bergen von Geschenken saßen und vor meiner Mutter stand EINS, bzw. zwei kleine Päckchen. Und darin waren Pralinen von Oma. Ich habe meine Mutter dann darauf angesprochen und sie meinte traurig: Ja, das ist IMMER so. In dem anderen Päckchen war ein Buch, das sie sich selber gekauft und eingepackt hatte.
Ab da habe ich jedes Jahr für Geschenke von Jedem gesorgt. Meine beiden kleinen Brüder mussten was malen, basteln oder schreiben. Und Papa habe ich erinnert, bzw. er hat mich später (als ich groß genug war in die Stadt zu fahren) dann mit Geld versorgt, um Mama was schönes zu kaufen.
Ab dem Moment, war für mich dieser Zauber der Weihnacht irgendwie verschwunden und ich habe sehr lange gebraucht Ihn für mich wiederzufinden. *tapferlächel*
Unser Dezember (seit ich eigene Familie habe) sah lange so aus, dass wir in der freien Zeit am Nachmittag Weihnachtsfeiern von Schule, Hort, Kindergarten, Sportvereinen, Jobs, etc. absolvierten, Zuhause schnell backen oder basteln oder schnell besinnlich werden und Geschichten lesen. Einer muss aber immer noch auch Hausaufgaben machen, Gitarre üben oder Alltag durchbringen. Und an den Wochenenden weitere Weihnachtsfeiern, Familien- und Vereins- und Freundestreffen besuchen.
Weihnachten selber lief dann auch immer gleich ab. Heilig Abend mit den Schwiegereltern, 1. Feiertag bei meiner Mutter (oder umgekehrt), 2. Feiertag großes Familientreffen bei meinem Dad und am 27.12. Geburtstag meines Bruders und meines Sohnes. Das bedeutete jede Nacht woanders schlafen, jeden Morgen spätestens um 10:00 Uhr im Auto sitzen und pünktlich zum nächsten Mittagsbraten da sein. An jeder Station Bescheerung, an jeder Station das gesamte Auto ein- und wieder ausräumen. Die ersten Lego-Kleinteile fehlen schon bevor sie überhaupt bis in unsere Kinderzimmer gekommen sind. 🙁
Bis ich irgendwann die Familiäre Notbremse gezogen habe.
Wir haben uns hingesetzt, gemeinsam überlegt was uns wichtig ist und was nicht, und wem was keinen Spaß macht. Welche Rituale wir beibehalten wollen und welche wir weglassen.
Und das läuft seit dem so:
Dekoriert werden hier nur noch Sachen die sich einfach hinstellen und aufhängen lassen. Ich mache das für mein Leben gerne und möchte das alleine machen. Das ist MIR wichtig.
Alle geschenkten Deko-Sachen (Ja Mama! Ich weiß schon immer, dass der Kitsch den du jedes Jahr schickst aus deinen Kegelclub-Wichtel-Aktionen ist! *zwinker*) die mir nicht wirklich mehr gefallen, die aber zu schade zum wegwerfen sind, dürfen die Kinder in Ihre Zimmer stellen, oder habe ich dem Oxfam-Shop gespendet.
Ich hasse basteln mit Kindern! Das überlasse ich komplett Kindergarten, Hort und der eigenen Phantasie meiner Kinder. Wir haben da einige gute Bücher die sie nutzen. Das ist besser als wenn ich nur daneben sitze und ermahne, dass der Kleber gleich runterfällt, die Schere bitte nicht offen getragen wird und MEINE KUNSTWERKE auf GAR keinen Fall angefasst werden. JA, ich oute mich als Bastel-Legastheniker und nicht bastelnde Rabenmutter.
Textsicher unter dem Weihnachtsbaum sind meine Kinder weil sie in Schule und Kindergarten viel singen und weil wir unzählige Weihnachtskassetten & CD´s haben die zum, spielen, einschlafen oder beim backen gehört werden.
Jedes Familienmitglied darf sich EINE Weihnachtsfeier raussuchen die Ihm wichtig ist. Die besuchen wir dann gemeinsam. Die anderen kann es entweder alleine besuchen, oder sie fallen aus. Bei drei Kindern waren das nämlich auch schon mal 14-18 Termine sonst. Viele konnte ich auch überzeugen im Januar einen Jahresauftakt zu machen. Und alle Eltern waren einverstanden, es geht nämlich fast allen so, aber keiner traut sich was zu sagen. *schmunzel*
Freunden & Familie sage ich in der Adventszeit, das wir das gerne an einem Wochenende im Rest des Jahres machen können. PUNKT! Ich sehe nicht ein das nun alles noch schnell vor Jahresabschluss zu erledigen. „Wir haben uns gar nicht gesehen dieses Jahr!“ *augenroll*
Ich hasse backen mit Kindern! Und die Plätzchen des Göttetgattens-Familienrezept mache ich Ihm nicht dünn genug, also backen hier jährlich der Papa und die Kinder das Tradionsrezept und alle sind glücklich.
Den Heilig Abend verbringen wir mit ALLEN geschickten Geschenken unter dem Weihnachtsbaum und die kompletten Weihnachtstage in unserem Wohnzimmer. Alle aus der Familie sind herzlich eingeladen, aber keiner hat Lust auf die 680 km-Tour und so genießen wir wirklich besinnliche ruhige Tage, an denen wir nur Essen wenn wir Hunger haben und die Kinder stundenlang spielen.
Familientreffen haben wir in den Frühling verlegt.
Wir machen nur noch Sachen die UNS wichtig sind, und nicht den anderen, denn es ist UNSER Leben und nicht das der Anderen!
Und dieses Internet, liebe Jessika, das weißt du doch wie das läuft! *doppelzwinker* Da posten die meisten Mütter nur die Sachen die gut gelaufen sind. Die misslungenen Tage werden nicht veröffentlicht. *frechgrins*
Und wie ich das hier so vor mich hintippe bekomme ich von Elke diesen Beitrag mit 9 Tipps für eine entspannte Weihnachtszeit! *lach* Jessica, wir sind nicht alleine!!!
In diesem Sinne: Ich geh jetzt ne Plattform gründen, wo wir mal die dunklen Seiten des mütterlichen Lebens sammeln. *wink*