Schlagwort: Anjas Abwasch

  • Lehrer´s Leid – frisch poliert // Anjas Abwasch! #gastbeitrag #gastautorin

    Lehrer´s Leid – frisch poliert // Anjas Abwasch! #gastbeitrag #gastautorin

    Meine Lieblingsgastautorin hat wieder was für uns. Die liebe Anja hat diesen Text vor 5 Jahren geschrieben, und ich liebe Ihre Texte.

    Lehrer’s Leid – frisch poliert

    Es hat sogar einen speziellen Klingelton. Nicht dass ich mir die Mühe gemacht hätte, die Schulen meiner Kinder in eine bestimmte Liste einzuordnen, ich kann es einfach am wehleidigen bis aufgebrachten Klingeln hören, dass die Damen und Herren Pädagogen mit meiner Brut mal wieder schwer überfordert sind.

    Ansonsten laufen die Gespräche eigentlich immer gleich ab. Begriffe wie „chaotisch, ungeordnet, unvollständig“ rauschen durch den Hörer. Und dann: „Auch wenn Sie ja Künstlerin sind …“ Je nach Timbre und Phlegma der Stimme am anderen Ende versuche ich zu beschwichtigen, zuzustimmen oder zu trösten, während sich in meinem Kopf schon die dunklen Wolken des elterlichen Donnerwetters auftürmen.

    Eigentlich habe ich meinen Kindern nämlich eingeschärft sich ja nicht als Kinder einer Künstlerin zu outen.

    Sofort entsteht bei den Lehrern, je nach Fach und Temperament, ansonsten das Bild einer grasrauch-verpesteten Hippie-Kommune (Mathe/Physik/Chemie), Hare-Krishna-chantenden Götzendienern (Religion), der termingestressten Karrierefrau (Sozialwissenschaften), der weltfernen Asketin/Idealistin (Geschichte/Philosophie) und bei Lehrern, die „meine“ Fachrichtung haben, das Klischee der überqualifizierten Kollegin, die ihnen ihre Meinung um die Ohren schlägt (Deutsch/Englisch). Ebenso halten uns die Sportlehrer von vornherein für sofakartoffelige intellektuelle Nerds.
    So wird ein Elternsprechtag für mich gerne mal zu einem Klischee-Hürdenlauf oder einem Fettnapf-Weitsprungwettbewerb. Einzig die Kunstlehrerin meiner Kinder ist meist entzückt von den Talenten meiner Brut und der netten Unterhaltung unter Künstlerkollegen. Da wird aber gerne der nicht vorhandene Farbdrucker zum Thema …

    Also!

    Liebe Lehrer:
    Meine Kinder bekommen Frühstücksbrote und Getränke in ausreichender Menge: wenn sie die hier liegen lassen, liegt das nur daran, dass sie zu faul/verschlafen/abgelenkt waren, sie einzupacken.
    Ins Bett gehen sie um neun/zehn. Was sie danach tun obliegt kaum meiner Kontrolle, weil sie nicht schlafen können, wenn ich dauernd reinrenne, um nachzusehen, ob sie schlafen.
    Ihre Anziehsachen sind frisch gewaschen und wenn nicht, dann weil sie an der falschen Stelle morgens das Chaos auf dem Fußboden freigeschaufelt haben. Zur Kontrolle der leergeräumten, übersichtlichen Kleiderschränke kann ich nur noch eine Video- und Infrarotüberwachung anbieten. Es entzieht sich immer noch meiner Kenntnis warum die Kinder sich weigern sie zu benutzen!
    Pinsel, Mäppchen, Geodreieck, Unterwäsche die IN DER SCHULE die in der Schule vergessen werden, erwäge ich chippen zu lassen und den Kindern Elektroschocks zu verpassen, falls oben genanntes nicht mehr im dafür vorgesehenen Fach des immensen Ordnungssystems ihrer Schultaschen vorhanden ist. Ich hoffe das ist in ihrem Sinne.
    Auch um das Seelenleben meiner armen Kinder sollten sie sich nicht sorgen. Geschmust und geknuddelt wird hier andauernd, vor allem während ich koche und versuche zu staubsaugen und oder die leeren Kleiderschränke zu füllen. In beschäftigungsarmen Zeiten (sprich, wenn ich mal alleine auf dem Sofa hocke und keiner mich lieb hat) sind meine Kinder unsichtbar. Das halte ich für ein Naturphänomen.
    Den Kindern steht mein Universitätsstudium und eine Bibliothek mit ca. 2000 Büchern für Hausaufgaben zur Verfügung, beide besitzen ein eigenes Handy und einen Internetanschluss. Meine Tochter benutzt diesen aber lieber, um mit ihrer vier Häuser entfernten besten Freundin zu skypen. Das ist viel cooler als, dort rüber zu laufen. Dafür müssen Sie Verständnis haben, ich lege, wie Sie auch höchsten Wert auf die effiziente Benutzung zeitgemäßer Medien. Wir haben wirklich nur deshalb keinen Farbdrucker, weil ich keine Fotografin bin und der gewöhnliche Text, auch bei heiterem Inhalt, meistens nur in traurigem Schwarz daher kommt.
    Das bedaure ich zutiefst.

    In diesem Sinne: Warum rufen Dich die Lehrer in die Schule?

  • We are proudly present … Müttertiere … Anja´s Abwasch! #gastbeitrag

    We are proudly present … Müttertiere … Anja´s Abwasch! #gastbeitrag

    Meine Lieblings-Anja-Autorin von „Anja´s Abwasch“ hat mir wieder einen Text zur Verfügung gestellt. Heute schreibt sie …

    … über Muttertiere

    Mutter werden ist nicht schwer. Und wenn doch, tickt die biologische Uhr irgendwann so laut, dass man nicht mehr schlafen kann und die Stunden am besten sinnvoll nutzt, das Ticken zum Schweigen zu bringen.

    Sogar das Schwangersein hat schöne Seiten, solange man sich in etwa merken kann, wo die Taille gesessen hat und nicht frustriert ist, dass man sie in gleicher Form meistens nie wieder sehen wird. Es sei denn man ist 18, hasst gutes Essen und hat die Goldmember-Card des örtlichen Fitnessstudios.

    Ich nehme jetzt einfach mal den Fall, dass eine Frau sich bewusst entscheidet, aus ihrer Beziehung eine Familie mit Kindern zu machen. Und ihr Partner das klasse findet.
    Von mir aus kann sie auch alleinerziehend sein nach einem ONS und sich trotzdem freuen. Und ja, das ganze kann auch im Labor stattfinden oder in einem Waisenhaus. Wobei letzteres, mal nebenher, die beste Alternative für die Taille ist.

    Ich war (und bin) eine dieser bewussten Frauen. Engagiert, und wild entschlossen, die beste Mama zu sein, die man haben kann. So wie wahrscheinlich alle Frauen, die sich auf Kinder freuen. Und ich hatte keine Ahnung was auf mich zukommt! Auch wie alle Frauen.
    Wenn man Mutter wird, willigt man ein, sich lebenslang Sorgen zu machen. Man wird, selbst wenn die Kinder 40 sind, noch immer darüber nachdenken, ob sie nicht zu einer Sekte überlaufen, einen Herzinfarkt kriegen, dem Alkohol verfallen, ihre Ehe ruinieren, oder ohne Fire-Wall im Internet surfen bzw. ohne Kondome Sex haben. (was eigentlich fast das gleiche ist)

    Bestenfalls gibt man sich nur die Schuld daran, dass sie nicht ordentlich arbeiten, putzen, Steuerklärungen ausfüllen.
    Normalerweise sollte man sich darauf verlassen, dass man seinen Kids schon alles wichtige mitgeben konnte. Nahrung, Kleidung, Ausbildung und (viel wichtiger!) Herzensbildung. Und vieles erledigt auch das Leben: z.B. dass nicht die mütterliche Mahnung, sondern der Kniefall vor einer Toilette bei Freunden, um drei Uhr morgens den Sohn/die Tochter lehrt, dass man nach einer halben Flasche Wodka nicht mehr Headbangen sollte.

    Sich lebenslang sorgen zu müssen ist Stress. Sich für jedes gesellschaftliche / schulische / arbeitstechnische Fehlverhalten des Familienkollegen verantwortlich fühlen zu müssen ist Stress. Kummer zu haben ist Stress. Angst haben zu müssen, alles falsch gemacht zu haben, ist noch mehr Stress. Falls die Kinder uns also annöhlen, wir sollten ihnen doch endlich mal was zutrauen oder ihnen vertrauen, erliegt der Nachwuchs einem ganz alten Fehlschluss.
    Wir zweifeln gar nicht an Ihnen! Wir zweifeln an uns!

    Diese Erfahrung ist hart. Wie vor Wodka+Headbanging aber eine die man machen muss, um sie zu verstehen. Und so, wie die Party einfach cool war und man doch grinsen muss, dass man sich so abgeschossen hat, erfährt man beim Muttersein Verbundenheit, Gelächter, Staunen, Ruhe, Nähe, Wärme, Dankbarkeit, Lebendigkeit und … wow! … bedingungslose Liebe …

    Meiner biologischen Uhr an dieser Stelle verbindlichsten Dank – ich liebe es jede einzelne Sekunde ein Muttertier zu sein.

    Und Mama: Gut gemacht! Ehrlich!

    In diesem Sinne: Ich hab da jetzt was im Auge! *schnüff* DANKE ANJA!

  • Ende der Trilogie ::: Anjas Abwasch zum Thema Pubertät ::: Teil 3

    Ende der Trilogie ::: Anjas Abwasch zum Thema Pubertät ::: Teil 3

    Weiter geht es mit Anjas Abwasch zum Thema Pubertät! Ein toller Gastbeitrag zu meinem Lieblingsthema.
    Du hast Teil 1+2 verpasst? Kein Problem, die 1 findest du hier und die 2 hier!

    Kinners … !

    Es kommt einem ja vor, als wäre man irgendwie vor kurzen noch Mitte Zwanzig gewesen. Eine der Hebammen legte einem so etwas Winziges in die Arme, dass man seine Perfektion kaum glauben konnte. Mir ging das zweimal so. Im wunderbaren Abstand von fünf Jahren, so dass ich von einem Kleinkindalter gleich ins nächste rutschte.

    10 Jahre knutschen, knuddeln, Lego bauen, kichern, malen, basteln, rumgröhlen, mit Tennisbällen Fußball und Flieger spielen und stundenlang durch die Pampa rennen, um … haha!!! das Abenteuer zu suchen!!! Yieeehaa!

    Wenn jemals irgendjemand auf der Welt verstehen konnte, wie ich die Welt sehe, dann meine Kinder. Ein bemooster Stein am Wegesrand wurde zu einem Elfenhotel (ist total logisch – die Moospolster sind die Kopfkissen und die Flechten die Decken!)
    Wir sahen Mäusen zu, wie sie bei der Olympiade die besonders schwierige Rindenmulchstrecke meisterten. Wir sahen Sonnenaufgänge triumphieren, bunte Blätter waren die Fallschirmspringer von Bäumen und Schneeflocken wehrten sich nachhaltig dagegen von Zungen gefangen zu werden, in dem sie spontan schmolzen. Wir traten auf Knallerbsen und schlugen damit die Taubenbande in die Flucht, wir schnupperten Frischgebackenes und planten wilde Kuchen-Erpressungen und den ultimativen Brötchen-Gau, wir eroberten von Krähen-Piraten besetzte Klettergerüste und setzen Segel, dass selbst Leinen-los-Santiano nicht mithalten konnte.
    In unserem Garten wohnte die Rattenmafia, die vor unseren coolen Cat-Cops erzitterten, wenn nur ein Barthaar der beiden sich zeigte. Selbst Don Rattatone musste sich seinem Schicksal stellen und wurde mit ELF Nackenbissen für immer zur Strecke gebracht.
    Warum Nebelfeen so durchsichtig sind, wird für immer unser Geheimnis bleiben. (Es hat was mit den Nachtgeistern, dem Sonnenprinzen, den Wolkenkaninchen und Zittergräsern zu tun, aber das führt einfach zu weit …)

    Aber da stiefelt doch heute morgen megapünktlich ein waschechter, ordentlich angezogener Teenie mit zwei gepackten Taschen an mir vorbei …
    „Hey Mum, bis später – schönen Tahaaag!“ und mein Sohn schlürft in aller Gemütsruhe und verantwortungsvoll auf die Pendeluhr blickend Capuccino!
    Dabei lächelt er verbindlich. So ein „Ehy-ichweißwietollichaussehe“-Kerl-Lächeln, das mich an seinen Vater erinnert. Kein Wunder, er wird ja auch bald 18 … 18? Und meine Tochter ist 1,72 und hat diese irrsinnige Backfischfigur, an der Röhrenjeans, weiße, tallierte Bluse, Damenhaarschnitt, Reiterstiefel, Lederjacke wie Haute Cauture aussieht?

    Hallo! Wer hat Euch erlaubt, mal so eben erwachsen zu werden?

     

    Ach ja *seufz* ehe man sich versieht, machense nen Führerschein und ziehen aus! 🙂 Danke Anja, Danke, dass ich Deine tollen Texte hier veröffentlichen durfte.

    In diesem Sinne: Was sagst du denn zum Thema?

  • Stolz und Vorurteil! … Anjas Abwasch Teil 2 zum Thema Pubertät #gastbeitrag

    Stolz und Vorurteil! … Anjas Abwasch Teil 2 zum Thema Pubertät #gastbeitrag

    Weiter geht es mit Anja´s Trilogie zum Thema Pubertät! Ein toller Gastbeitrag zu meinem Lieblingsthema.
    Du hast Teil 1 verpasst? Kein Problem, das findest du hier!

    Gott, bin ich stolz. Während mein Sohnemann gerade als Kundenbetreuer eines grossen Telekommunikationskonzerns die familienspezifischen Vertriebsgene wetzt, kocht sich meine Tochter in die Herzen von Gästen und Lehrern. Und das ausgerechnet mit dem Kartoffelpüree meiner Oma. Dass man dafür auch Sahne nehmen kann, wusste ich nicht. Man lernt eben nie aus. Ihr Chef meinte: erst machst du jetzt drei Jahre Lehre und dann lernst du 15 Jahre kochen. Und sie freut sich drauf, plant Auslandsaufenthalte und die nächste Challenge. Weihnachten gibt es Gans! Wie Oma das gefreut hätte. Und mich erst! Marius genießt es, seine Rhetorik zu üben und sich als Familienmensch zu beweisen. Habe ich schon erwähnt wie stolz ich bin?

    Vorbei die Zeiten, als sich die beiden um Kaisers Bart stritten, ich sie in ihren Zimmern hinter Fernsehern und von Ballerspielen loseisen musste um einen Moment familiärer Harmonie zu erhaschen. Meine Kinder sind zufrieden. Ich liebe es, wenn es allen meinen Lieben gut geht.

    Irgendein Dienstag. Mein Sohn steht neben mir. Ein bisschen linkisch mit zu langen Armen und sich enorm verbreitertenden Schultern. Man kann ihm beim Wachsen zusehen. Wir stehen auf einem zugigen Schulflur. Ich bin sowas von gar nicht stolz. Gefühlte Millionen Male bin ich mit dem flammenden Schwert für meine Kinder in die Bresche gesprungen. Habe Chaos mit Kreativität, Unzuverlässigkeit mit Spontanität und respektloses Dazwischenreden mit glänzender Rhetorik gerechtfertigt. Aber jetzt nicht. Ich muss mir so eine Art böswilliges Lächeln verbeißen, als der Herr Direktor seine Strafpredigt beginnt und offensichtlich versucht mich von der mangelnden Disziplin und Verantwortungslosigkeit zu überzeugen. Ich beende das Gespräch mit einem Satz: „sie haben vollkommen recht. Machen Sie mit ihm, was Sie für richtig halten. Ich bin ganz bei Ihnen.“
    „Ich denke darüber nach. Ich bin nicht der Meinung, dass Marius zu dumm ist, um nicht zu verstehen, dass disziplinarische Maßnahmen gegen ihn gerichtet sind. Er neigt ja nicht zu den typischen Schülervorurteilen“
    „Nun, offensichtlich hält er aber Disziplin per se für unnötig. Auch das ist ein Vorurteil.“
    Marius und ich schweigen auf der Heimfahrt, er folgt mir stumm ins Haus und mustert mich, mit diesen herrlich offensichtlichen „Du kotzt mich ja sowas von an“-Blick. Eben diesen Blick wirft er mir immer noch zu, als er mir in mein Büro folgt. Er hat – verdammter Idiot – die Schule geschwänzt. Jeden zweiten Tag, drei Wochen lang. Mich um Entschuldigung gebeten hatte er schon „jaaaaaa, sorry …..“ weil er meine Unterschrift gefaked hat. Aber: ich war so sauer, dass es mir eigentlich (!) total egal war, ob mein Sohn stocksauer auf mich ist. Ja, ich war mal genauso bescheuert. Ja, meine Mutter hat meine Urkundenfälschung gedeckt, die unentschuldigten Stunden aber nicht. Genau das habe ich gerade auch gemacht. Ich weiß, Marius hat erwartet, dass ich von schwierigen Phasen rede, mir die Schuld gebe und mich selbst auf Umzug, viel Arbeit, schwierige Situation herausreden werde. Nö. Ich bin da gerade sowas von stumpf.
    „Okay, Mum, was sollte das? Was, wenn die mich jetzt von der Schule schmeißen.“
    „Tja, Pech!?“
    „Aah, eine Lektion! Super! Danke! Davon hängt meine Zukunft ab.“
    „Weiß ich! Du auch?“
    „Was?“
    „Bin ich um die Schule rum gegangen und habe deine Zukunft riskiert? Nein. Soweit ich weiß, habe ich dich geweckt, habe dir Brote und einen Kuss gegeben, habe deine Schulbücher und Hefte gekauft und dich an Klausuren und ans Lernen erinnert. Ich hab insgesamt alles dafür gemacht, dass du zur Schule gehen kannst. Und ganz sicher habe ich dir nicht gesagt, dass du mit Sascha und René zocken sollst. Du bist dafür verantwortlich, du musst die Konsequenzen tragen. Willkommen im wahren Leben, Marius.“
    War das hart? Ja. War es. Hat es was genutzt? Ja, ich glaube schon. Marius machte zwei Jahre später Abitur. Auf seiner Schule. Und natürlich hat seine Schwester die Nummer mit dem Schwänzen auch nochmal ausprobiert. Und eine ähnlich schmerzhafte Diskussion mit mir führen müssen.

    Wisst ihr was spannend ist? Beide achten darauf pünktlich auf der Arbeit zu sein.
    Ich hatte schon gesagt, wie stolz ich auf die beiden bin?

    Ich befürchte das liegt alles noch vor mir! Wir haben ja gerade erst angefangen mit der Pubertät! 🙂

    In diesem Sinne: Danke Anja und ich freue mich auf Teil 3!

  • Pubertät und was Oma dazu gesagt hätte … Anjas Abwasch Teil 1 #gastbeitrag

    Pubertät und was Oma dazu gesagt hätte … Anjas Abwasch Teil 1 #gastbeitrag

    Meine Lieblingsschreiberin ist und bleibt die liebe Anja Thieme. Die schreibt professionell und sie hat gefragt ob sie zum Thema Pubertät auch mal was für mich schreiben darf. Ich habe mich wahnsinnig gefreut und darf hier und heute Teil 1 einer Trilogie zum Thema Pubertät veröffentlichen. Viel Spaß beim lesen! 🙂

    Erinnert Ihr euch noch an meine Oma? Sie wäre vor wenigen Tagen 108 Jahre alt geworden. Hätte ich Ihr erzählt, dass ich Simone Leithe einen Beitrag über meine ehemaligen Pubertierenden, explizit der jüngst den Wirren entwachsenen Lara, versprochen habe, hätte sie vermutlich ihre widerspenstige und dominant vererbte Locke aus der Stirn gestrichen und mich angesehen als ob ich einen leichten Dachschaden hätte. „Als ich 14 war, stand ich von früh bis spät im Laden und hatte vom Trockenobst verkaufen völlig geschundene Hände. Soll sich mal nicht so anstellen, dat ärm Diehr“. Dieser netten niederrheinischen Metapher, die sowohl „dusseliges Mädchen“ als auch „besonders bedauernswertes Mausezähnchen“ bedeuten kann, verliehe sie dabei einen so hämischen Unterton, dass man deren Bedeutung auf „völlig bescheuertes, resistentes, unbelehrbares Gör“ ausweiten konnte. (Ich rede übrigens oft im Geiste mit meiner Oma, sie antwortet immer. Und immer Kluges.)

    Manchmal glaube ich nämlich, dass es sich bei der sog. Pubertät um so etwas ähnliches handelt wie ADHS. Oder Hochbegabung. Es taucht ein Name für irgendetwas auf und schon haben es alle. Ist ja auch klar, im Zeiten wo die Kids nur noch mit Pokemon go vom Sofa hochkommen, hat jeder der lieber Fahrrad fährt, ADHS. Und wer seiner Unterhaltungselektronik ein Printmedium vorzieht, muss auf die Kinderakademie. „Hömma, der Jan-Pascal hat gestern beim Friseur die Freizeitrevue gelesen, meinse der is hochbegabt?“

    anja1Meine Tochter hat jedenfalls diese beiden „Krankheiten“ überlebt, denn trotz Bewegungsunruhe und einem enormen IQ war sie erstaunlich aufgeweckt, fröhlich, kreativ und sensibel. Ganz die Mutter!
    Was heisst hier Pubertät? Brauchse nich machen, Maus, du hast ja auch kein ADHS!

    DIENSTAG. Ein grauer Sack stampft blicklos/grusslos an mir vorbei. Er riecht nach einer seltsamen Mischung aus frischem Waschpulver, einer Überdosis von meinem Deodorant und … chinesischen Instantnudeln. Ich registriere wohlwollend dass meine Tochter verstanden hat, dass sie sich frisch anziehen muss. Auch wenn es ein formloser, ausgebeulter Sack ist, der vermutlich ihrem Bruder gehört. Diese komischen ollen Stiefel deren Futter sich aufribbelt bedecken das Hochwasserdebakel ihrer Jeans. Ob sie sich gewaschen oder nur parfümiert hat, weiß ich nicht. Ihr Frühstück ist etwas fragwürdig, aber – hey – Kohlehydrate sind okay morgens, asiatisch macht wach und für Gicht vom Glutamat ist sie noch zu jung. Ein komisches Wort dringt aus ihrem Mund, der voller Tic-Tac ist. (Wen sie wohl küssen will!?) Es klingt wie Hodendrummer oder borg-mir’n Hammer. Mmmmmh? Ich blicke unter die Haare und versuche meiner Tochter in die Augen zu sehen.
    „Morgen Mama?“, frage ich. Sie ist fünfzehn und ich bin sicher, dass ich ihr sprechen beigebracht habe.
    „Hab ich doch gesagt?“, piesepampelt sie mich an.

    MITTWOCH! Die Dusche läuft seit 20 Minuten. Drunter steht meine Tochter regungslos. Da ich vor lauter Dampf den Spiegel nicht finde, kämme ich mich im Flur. Dort liegen eine Hose mit süßem Rosenmuster, Keilabsatzsneakers und ein shirt in gefühlter Größe 128, welches sich Madame gleich über ihre 75 C festzurren wird. Figurbetont. Dazu eine Lederjacke mit Schottenmusterärmeln. Wie ich gleich feststellen werde trägt sie Amy Whinehouse’s Make-up. In der Küche finde ich eine ordentlich sortierte Bento-box mit Eiern, Tomaten und gebratenem Bacon. Noch ordentlicher ist Laras Zeichenzeug, das vorne in der ansonsten völlig chaotischen Schultasche klemmt. Ich ziehe ein Zettelchen einem Eselsohr heraus. Es ist Rotstift drauf-kein gutes Zeichen. Huch?
    „Du hast ne Eins in Englisch?“ Die Badezimmertür geht auf und Lara springt in ihre Klamotten. Dann strahlt sie mich im Manga- Look an. „Jup. Morgen! Wenn ich aus der Schule komme, geh ich mit den Hunden!“

    DONNERSTAG. Es ist Studientag. Ich finde eine Art Deckenkonvolut in meiner Sofaecke. Unter diesem Haufen lugt ein geplatztes Rosshaarkissen in Laras Haarfarbe hervor. Die Hunde haben ihre Köpfe schief gelegt und schauen mitleidig. Unter der Tornadofrisur blicken mich mooreichefarbene rotunterlaufene Augen an.
    In morbidem Ton sagt sie: „Was ist der Sinn des Lebens? Sprich mit mir, grimmiges Schicksal!“
    „Frühstück?“
    „Mir doch egal“
    Ok.
    „Wirst du dich waschen und anziehen, wenn ich welches mache?“, versuche ich den Sinn meines zudringlichen Angebots zu erklären.
    anja„Oah Mamma! Nee! Hetz mich nicht, nie hab ich meine Ruhe, immer muss ich alles MACHEN, Das nervt!“ Dann knuddelt sie ihre Wärmflasche und ich könnte schwören, dass sie leise:“brauchen wir keine garstigen Bratkartoffeln, mein Schatz“ murmelt.
    „Ok – ich werde dir nicht deine Depression verderben. Alles wird gut“
    Es folgt ein Grunzen und die Hunde seufzen leise.

    To be continued…

    Dieser und viele andere sehr gute Texte erscheinen in größeren Abständen auf Ihrer Facebook-Seite „Anjas Abwasch!“ … echt empfehlenswert. Und die Romane und Geschichten die sie sonst so schreibt findest du in allen guten Buchhandlungen! 😉 Ich brauche übrigens noch ein handsigniertes Buch von Ihr, für mein Angeber-Regal von den Autoren die ich inzwischen kenne! 🙂

    In diesem Sinne: Ich freue mich schon jetzt auf Teil 2!

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